Die Erwachsenen-, Familien- und Seniorenbildung in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg steht für lebensbegleitende Bildung. Dabei muss sie sich immer wieder neu an den veränderten Lebenssituationen der Erwachsenen orientieren. Was erwarten Erwachsene von den Bildungsanbietern und wie stellt sich die Bildungsarbeit darauf ein? Nadja Golitschek hat für das Bildungsportal bei Bettina Hertel, Dr. Birgit Rommel und Kerstin Schmider nachgefragt.
„Die Anforderungen von Erwachsenen an Bildung sind so verschieden wie die Erwachsenen selbst“, berichtet Dr. Birgit Rommel von der Evangelischen Erwachsenen- und Familienbildung in Württemberg (EAEW). Die Bildungsarbeit müsse sich auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebenskonzepte der Zielgruppe einstellen. „Dabei finden wir immer wieder gemeinsam mit den Teilnehmenden neu heraus, was für sie wichtig ist."
Junge Erwachsene seien häufig vor allem an beruflicher Fortbildung interessiert, aber auch für ein zeitlich begrenztes ehrenamtliches Engagement zu gewinnen. „Gerade bei dieser Zielgruppe steht klar ein Qualifizierungsinteresse im Vordergrund“, berichtet Dr. Birgit Rommel. Junge Erwachsene für Bildungsangebote zu gewinnen sei eine große Herausforderung. Auf der Suche nach neuen Formaten für junge Erwachsene stellten die in der Landesarbeitsgemeinschaft evangelischer Bildungswerke in Württemberg (LageB) zusammengeschlossenen Bildungswerke immer wieder fest, dass viele Altersgruppen die Verknüpfung von Bildung mit Erlebnis ansprechend finden.
Bildungsangebote mit einem Erlebnis zu verbinden, sei auch für junge Familien wichtig. In den Bildungseinrichtungen wollen sie „wertvolle Zeit mit dem Nachwuchs verbringen“, erzählt Kerstin Schmider, pädagogische Referentin der Evangelischen Landesarbeitsgemeinschaft der Familien-Bildungsstätten in Württemberg (LEF). Eltern-Kind-Kurse oder Mutter-Tochter/Vater-Sohn-Veranstaltungen seien daher sehr gefragt. Offene Beratungsangebote und Treffs sowie Betreuungsangebote für Kinder sind ebenfalls sehr beliebt, weiß Kerstin Schmider. Der Wunsch nach Orientierung in Umbruchsituationen sei sehr groß, beispielsweise vor der Geburt des ersten Kindes oder nach einer Trennung. Eine große Nachfrage bestünde außerdem an praktischer Hilfe im Alltag.
Die Gruppe der „jungen Alten“ wird in den nächsten Jahren proportional in Kirche und Gesellschaft immer stärker vertreten sein. Wenn Menschen in den Ruhestand treten, möchten sie häufig ihre erworbenen Kompetenzen einsetzen. Sie entscheiden und gestalten die Zeit des Ruhestands selbst, sagt Bettina Hertel, Geschäftsführerin der Evangelischen Senioren in Württemberg (LAGES). Mit den Senioren und Seniorinnen wird besprochen, was sie interessiert und welche Themen für sie relevant sind. „Wenn die 68er Generation 68 wird, hat sie andere Interessen als die heutigen 68-jährigen. Das muss sich auch in den Bildungsangeboten wiederspiegeln“, resümiert Bettina Hertel.